Venga Ventures

Neuer Fonds in Österreich für die Gründungsphase

Lücke erkannt, Lücke gebannt. Nach diesem Motto gründen zwei Biotech-Unternehmer einen Frühphasen-Fonds für Österreich. Mit im Boot sind ganz bewusst eine Reihe erfolgreicher Auslandsösterreicher.

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In Österreich gibt es anerkannte Finanzierungsinstrumente für die Frühphase eines Unternehmens wie aws preseed und aws seed sowie die sogenannten FFG-Calls der österreichischen Forschungsförderung. Bei den Investoren wird es mit den Wiederholungstätern in der Gründungsphase schon schwieriger, obwohl es auch xista oder Cebina gibt, die sehr früh in Unternehmen einsteigen und bei den ersten Schritten helfen. Aber einen echten Biotech-Spezialfonds, geschweige denn einen auf Pre-Series A und Series A spezialisierten Fonds, gibt es bisher nicht – obwohl auf den einschlägigen Start-up-Veranstaltungen immer wieder einige Unternehmen auftauchen, die hier gute Targets für Investments wären.

In den letzten drei Jahren haben jedoch nur YGION und Ribbon Biolabs eine Series A Finanzierung erhalten. Deutlich zu wenig, finden Florian Schuster und Christopher Trummer, die sich zu Venga Ventures zusammengeschlossen haben, um genau diesen Bedarf zu decken, auch weil sie hier großes Potential sehen. Trummer kennt die Probleme aus eigener Erfahrung. Für sein Start-up Celeris, das im stark nachgefragten Bereich der molekularen Degradierer angesiedelt ist, musste er trotz des großen Interesses am Thema für eine Finanzierung in die USA ausweichen. Das macht ein bodenständiger Steirer eigentlich nur, um dort Präsident oder zumindest Gouverneur von Kalifornien zu werden – aber nicht in allem strebt Trummer seinem Landsmann Arnold Schwarzenegger nach.

Venga Ventures will aber ganz konkret die Exil-Österreicher in den USA (und anderswo) ansprechen und einbinden. Dies ist mit einem Board und den Persönlichkeiten Norbert Bischofberger (ex-Gilead, ex-Bayer), Isabella Gräf (ex-Eidos Thx), Patrick Trojer (ex-Constellation Pharma), Mark Kotter (Cambridge, UK) bereits sehr gut gelungen. Mit Ausnahme von Christopher Trummer leben alle Ex-Österreicher derzeit im Ausland (in den Biotech-Hubs Boston, Cambridge/UK, Silicon Valley), was Teil der Strategie des Venga-Fonds ist: internationale Aufmerksamkeit und Finanzströme nach Österreich zu lenken. „Das Beraternetzwerk ist genau deshalb so international und hochkarätig, damit wir Syndikate über den DACH-Raum hinaus bilden können“, sagt Trummer auf Nachfrage von transkript.de. „Wenn Biotechs die kritischen Phasen und das Valley of Death (Validierung bis PoC) hinter sich haben, zieht das vor allem globale VC-Investoren an, weil es dort viel mehr Finanzierungsmöglichkeiten gibt“, so Trummer.

Venga soll ein Biotech-Spezialfonds mit Fokus auf Pre-Series A und Series A werden. Allerdings nicht ausschließlich auf Serie A fokussiert, sondern auch in der Lage, eine Seed Expansion zu unterstützen. „Wir wollen uns so aufstellen, dass wir ein sehr adäquater Fonds in dem Bereich werden und als Co-Lead mit anderen Investoren in Unternehmen investieren. Realistisch werden wir in 10-15 Unternehmen investieren, mit einer Größenordnung von ca. 2,5 Mio. Euro“, so Trummer weiter, der damit rechnet, dass dies mit weiteren Fonds und möglichen bestehenden Investoren relativ schnell zu Runden von 10 Mio. Euro und mehr führen wird. Das wäre genau die Größenordnung und Finanzierungslücke, die Trummer einst selbst ins Ausland getrieben hatte. Für den Fonds werde ein maximales Volumen von 40 bis 50 Mio. Euro angestrebt.

Ende April beim Biotech Circle von Biotech Austria, dem Verband der österreichischen Biotechnologie, waren sich die handelnden Personen sowie die internationalen Board-Mitglieder beim Frühstücken in der Wiener Börse einig, den guten Ideen aus der Alpenrepublik endlich konkreter auf die Beine helfen zu wollen. Norbert Bischofberger hatte schon damals sinngemäß gesagt, man dürfe nur nicht immer zu klein denken. Damit könne man keine Begeisterung entfachen. Dass man auch von der Steiermark aus in den USA erfolgreich sein kann, haben schon andere gezeigt. Nun werde mit Venga (spanisch, in der österreichischen Übersetzung: „auf geht’s“) Ventures ein neuer Versuch gestartet, eine amerikanisch-österreichische Verbindung herzustellen, eine Art Muskeltraining für die österreichische Start-up-Szene.

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